Und auch den heutigen Tag starten wir wieder einmal mit einem selbstgebrühten coffeekult-Kaffee. Die Damen vom Frühstücks-Buffet haben uns „African Coffee“ und Tee angeboten, wobei ersteres nicht viel mit Kaffee zu tun hat. Es hat einen ganz eigenen Geschmack, der etwas an Ingwer erinnert.
Auf unsere Erwähnung: „We have our own coffee, is it possible to get hot water?” haben wir erst große Augen als Reaktion bekommen und dann neugierige Blicke. Dass coffeekult ein „Roaster“ ist, hat ihnen gefallen und so hat man uns – mit ein wenig Distanz – wohlwollend über die Schultern geschaut.
Straßen fegen als Straßenfeger!
Heute sind wir auf leeren Straßen unterwegs, wurden aber dennoch 6 mal von der Polizei kontrolliert. Warum das?
Heute ist „Umuganda“! Das findet jeden letzten Samstag im Monat statt. Kurz vor 8 Uhr morgens huschen noch ein paar Menschen über die Straßen. Die Geschäfte sind verrammelt. Nach 8 Uhr geht nichts mehr – sonst droht eine saftige Strafe.
Der Umuganda ist eine Art „gemeinschaftlicher Kehrtag“ für alle Ruander im ganzen Land und staatlich verordnet. Alt und Jung sind dann auf den Beinen, in ihren Bezirken, und sie hacken, säubern, putzen, reinigen – zum Beispiel werden Mückennester im hohen Gras vernichtet, das ist eine Maßnahme gegen Malaria.
Bei jeder Polizeikontrolle musste unser Taxifahrer erneut erklären, was wir tun, wohin wir fahren und warum das so wichtig ist und ob er nicht trotzdem für die Allgemeinheit arbeiten hätte können.
Der eine Polizist winkt uns durch, weil eh „Weiße“ im Auto sind, also offensichtlich Touristen, andere Polizisten lassen sich Ausweise zeigen, andere schauen einfach nur streng.
Die Idee dahinter finden wir aber gut. Gemeinschaftlich GUTES TUN kann nie schaden!
Klein, aber fein! Family Business!
Nach dem selbstgebrühten Kaffee geht es weiter in den Nyanza District, zur Mizero Kooperative. Dies ist ein kleines und familiäres Projekt von Josias und seinem Bruder. Als erstes zeigen sie und stolz die „washing station“, wo die Kaffeekirschen erstmal gewaschen werden. Auch wenn das Ding klappert und scheppert, es verwendet recyceltes Wasser und schont daher die Umwelt. Eine kleine, aber sehr feine und nachhaltige Kooperative also!
Kaffee, wo man nur hinschaut!
Gleich neben den fleißigen Arbeiterinnen und Arbeitern, die gerade die Kaffeebohnen aussortieren, beginnt eine wahre KaffeeWELT. Hier wächst die Kaffeekirsche sehr „übersichtlich“, weil die Kaffeebäume wie auf einer Plantage angeordnet sind. Nicht so ist das bei vielen anderen Kooperativen, wo eher eine Art Wildwuchs herrscht. Die Kaffeebäume sind mitten in den Wäldern und zwischen Bananenbäumen und man muss sie erst einmal suchen. Hier hat die Kooperative natürlich aufgrund der übersichtlichen Anordnung weniger Arbeit, alles ist effizienter.
Echte Perlen aus Kaffee?
Wir haben sie hier gefunden! Ja, diese gibt’s wirklich, als so genannte Perlbohnen, auch Peaberry genannt. Genau genommen handelt es sich bei der Perlbohne um eine Mutation. Normal wachsen in der Kaffeekirsche zwei Samen, also Bohnen heran. Diese sind beide auf der jeweils anderen Bohne zugewandten Seite flach. Manchmal passiert es aber, dass nur einer der beiden Samen befruchtet wird. Daraus entsteht dann eine Kaffeebohne ohne abgeflachte Seite, weil ihr sozusagen der Gegenspieler fehlt. So erhält sie dann ihre ovale Form, der ihr den Namen Perlbohne gibt.
Noch eine botanische Besonderheit gefällig?
In regenreichen Regionen steht der Kaffee das ganze Jahr hindurch in Blüte bzw. Reife. Das verleiht ihm eine Besonderheit: Blüten und Kaffeekirschen befinden sich oft an ein und demselben Ast, ein Wunder der Natur. Nach der Befruchtung wächst aus dem Fruchtknoten der Blüte die Kaffeekirsche. Die Kirschen werden auch nicht alle gleichzeitig reif.
Auch dieser Besuch auf der Mizero Kooperative endet, eh klar, mit einem netten Gruppenfoto. Hier werden auch gleich alle Arbeiterinnen und Arbeiter herbeigerufen, eine wirklich nette Geste des Zusammenhalts und der Zusammengehörigkeit!
BLOG-BEITRÄGE zur coffeekult Ruanda-Reise